Mehr „Mütterrente“ ab Januar
Das neue Rentenpaket der Bundesregierung stand im Mittelpunkt einer sehr gut besuchten Veranstaltung der SPD Auerbach im Bistro „Wittmann“. Manfred Steibl vom Beratungsdienst der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd informierte über die Neuerungen bei den Renten wegen Erwerbsminderung, für Hinterbliebene und bei der Anrechnung von Kindererziehungszeiten.
Trotz der langen Anreise war der Auftritt von Manfred Steibl aus Landshut im voll besetzten Gasthaus ein Heimspiel, wie der 3. Bürgermeister Norbert Gradl eingangs zu berichten wusste. Denn der im Nachbarort Pegnitz aufgewachsene Steibl hat auch Auerbacher Wurzeln und freute sich sehr über das große Interesse in seiner Vaterstadt. Dieses galt vor allem der sogenannten „Mütterrente“, die für die betroffenen Mütter rückwirkend ab Januar 2019 um sechs Monate oder einen halben Entgeltpunkt erhöht wurde. Von dieser Verbesserung profitieren alle Mütter mit Kindern, die vor 1992 geboren wurden. Deren Rente steigt dadurch um rund 16 Euro pro Kind und Monat. Ein gesonderter Rentenantrag ist bei Bestandsrentnern nicht erforderlich, die neuen Rentenbescheide werden ab April automatisch verschickt.
Anders stellt sich die Situation für ältere Mütter dar, die bislang noch nicht von der „Mütterrente“ profitiert haben, weil sie weniger als drei Kinder hatten und dadurch die Mindestversicherungszeit von fünf Jahren bisher nicht erreichen konnten. Mütter mit zwei Kindern können ab Januar ohne zusätzliche Beitragszahlungen eine Regelaltersrente erhalten. Aber auch ältere Mütter mit nur einem Kind könnten, dank lukrativer Nachzahlungsmöglichkeiten, sofort in den Genuss der „Mütterrente“ kommen.
Steibl informierte auch über die Verlängerung der Zurechnungszeit. Diese sorgt dafür, dass bei den ab 2019 erstmalig gezahlten Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrenten die Ansprüche bis zu einem Rentenalter von 65 Jahren und 8 Monaten hochgerechnet werden. Im Landkreis Amberg-Sulzbach liegt der Zahlbetrag einer durchschnittlichen Erwerbsminderungsrente derzeit bei 803 EUR.
Rund 9000 Männer und über 11.000 Frauen aus dem Landkreis beziehen derzeit eine Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Bei den Männern liegt der durchschnittliche Zahlbetrag mit 1.140 EUR, die sich auf sechs unterschiedliche Leistungsarten verteilen. So gibt es im Kreis Amberg-Sulzbach einerseits noch 11 ehemalige Bergleute mit einer knappschaftlichen Rente von durchschnittlich 1.854 EUR, aber auch 2.685 Bezieher einer Regelaltersrente in Höhe von 833 EUR im Schnitt. Noch gravierender sind die Unterschiede bei den Rentnerinnen, die im Durchschnitt gerade einmal 540 EUR erreichen, was vor allem an über 6.000 Bezieherinnen von Regelaltersrente liegt. Diese beträgt im Landkreisdurchschnitt nur 368 EUR.
Der im Frühjahr 2018 zwischen der Union und der SPD geschlossene Koalitionsvertrag sieht vor, dass bedürftige Rentner zukünftig ein Einkommen von mindestens 10 Prozent oberhalb der Grundsicherung erhalten sollen, wenn diese mindestens 35 Jahre lang Beiträge gezahlt oder Kinder erzogen haben. Nach den jüngsten Vorschläge von Bundesarbeitsminister Heil (SPD) sollen diese Renten sogar bis auf 914 EUR aufgestockt werden. Letzteres ist aber bislang nur ein Vorschlag in der politischen Willensbildung, das weitere Gesetzgebungsverfahren ist abzuwarten.
Im Anschluß an die Ausführungen von Manfred Steibl hatten die anwesenden Auerbacher Gelegenheit, ihre Fragen an den Rentenfachberater zu stellen, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. Die Themen Hinzuverdienst, Pflegezeiten und die 2014 eingeführte neue abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren waren hier die Schwerpunkte.
Steibl verwies für weiteren Beratungsbedarf auf das gebührenfreie Servicetelefon (Tel. 0800 – 1000 48015), die Beratungsstellen der Rentenversicherung in Amberg und in Bayreuth und auf den Rentensprechtag in Pegnitz. Auch SPD-Ortsvereinsvorsitzender Günter Sertl freute sich über den guten Besuch und bedankte sich beim Referenten und vor allem beim Publikum für ihr Kommen.